Fragt man auf Elternabenden zum Thema „Sexueller Missbrauch“ Eltern danach, welche Verhaltensregeln sie ihren Kindern bislang mit auf den Weg gegeben haben, hört man sehr oft Sätze wie: „Lass Dich nicht von Fremden ansprechen“, Nimm von Fremden nichts an“, „Steig nicht zu Fremden ins Auto“ usw..
Auch viele Selbstbehauptungskurse und Selbstverteidigungskurse haben ihren Fokus immer noch auf diesem „Fremdtäter“.
Dass die oben genannten Strategien aber nicht ausreichend sind, wird schnell klar, wenn man sich das Verhältnis von Fremdtäter zu Bekannter Täter anschaut:
Nur ca. ein Fünftel der Täter sind dem Kind vor der Tat nicht bekannt gewesen und entsprechen somit den Vorstellungen, welche die meisten Eltern von Tätern haben.
Vier Fünftel der Täter kommen aber aus dem Bekanntenkreis des Kindes - Opfer und Täter kannten sich also bereits schon vor der Tat!
Diese Zahlen bedeuten ganz konkret:
Fremdtäter: 17%
Quelle: Dunkelfeldstudie "Sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche" mit 10.000 Teilnehmer*innen.
(Das Hellfeld sind die Fälle, die der Polizei bekannt geworden sind, das Dunkelfeld: alle Fälle, die der Polizei nicht bekannt geworden sind).
Eine weitere gute Faktenquelle ist auch die jeweils aktuelle Polizeiliche Kriminalstatistik, die allerdings nur das Hellfeld darstellen kann.
Bei den Tätern handelt es sich überwiegend um Männer (über 90%). Wir verzichten hier deshalb auch auf das Gendern.
Sie stammen aus allen Altersgruppen, Gesellschafts- und Bildungsmilieus.
Die eigentlichen pädophilen Täter sind in der Minderheit. Den meisten Tätern geht es um Machtausübung, d.h., sie bevorzugen es, ihre sexuellen Bedürfnisse mit deutlich schwächeren Partnern ausleben.
Weitere Infos findest Du in meinem Blog-Beitrag "Sexueller Missbrauch - wie viele Kinder sind betroffen?"
Autor: Thomas Unger
Zuletzt aktualisiert am 02.06..2025
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